Der Wissenschaftliche Beirat für Psychotherapie Deutschland (bestehend aus Mitgliedern der Bundesärzte- und psychotherapeuten-Kammer) definiert zusammen mit weiteren Instanzen die sogenannten „Psychotherapie-Richtlinien“. In diesen Richtlinien werden die Voraussetzungen für eine wissenschaftliche Anerkennung eines Therapie-Verfahrens festgeschrieben, die als Konsequenz zu einer Kostenübernahme der Behandlung von Seiten der Krankenkassen in Deutschland führt. Voraussetzung für so eine Anerkennung ist unter anderem das Vorhandensein eines Erklärungsmodells für die Entstehung einer psychischen Erkrankung, sowie die Belegung der Wirksamkeit der eingesetzten Behandlungsmethoden mittels wissenschaftlicher Studien.
Derzeit gelten drei Richtlinienverfahren als anerkannt und werden von den Krankenkassen kostenseitig gedeckt: die Psychoanalyse (Freud), die Tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie, und die Verhaltenstherapie.
Die Verhaltenstherapie geht davon aus, dass jedes Verhalten, das wir als Menschen zeigen, irgendwann einmal erlernt und deshalb beibehalten wurde, weil es funktional war – also weil es zu einem erwünschten Ergebnis, nämlich zur Befriedigung eigener Bedürfnisse / Ziele geführt hat. Nach Klaus Grawe gibt es 4 Grundbedürfnisse, nach denen wir Menschen streben – das sind das Bedürfnis nach
- Orientierung und Kontrolle
- Bindung und Zugehörigkeit
- Selbstwerterhöhung- und -schutz
- Lustgewinn / Unlustvermeidung
Aufgrund bestimmter Veränderungen (das kann die eigene Entwicklung, einschneidende Ereignisse, die Partnerschaft / Familie bzw. Freundschaft, Arbeit, Lebensbedingungen, etc. betreffen), führt das gelernte und eingesetzte Verhalten nicht mehr dazu, dass das eigene Bedürfnis ausreichend befriedigt wird, was in der Konsequenz zu einem Mangel und einer Unzufriedenheit führt. Der Mensch begibt sich auf die Suche nach alternativen Möglichkeiten, zum gewünschten Ziel zu kommen, wird er jedoch nicht fündig, können diese erfolglosen Versuche der Befriedigung eigener Bedürfnisse zu psychischen Problemen führen.
Die Verhaltenstherapie versucht nun herauszufinden,
- welche Grundbedürfnisse mangelhaft versorgt sind und daher zu den (psychischen) Problemen führen
- mit welchem Verhalten bisher versucht wurde, die Bedürfnisse zu befriedigen (was bis zu einem bestimmten Punkt auch funktionierte)
- wann und wie dieses Verhalten erlernt wurde
und geht anschließend auf die Suche nach alternativen Verhaltensweisen und Lösungen, die zu einer ausreichenden Bedürfnisbefriedigung, und damit zu einer Genesung führen. Dabei bedient sie sich einem großen Materialkasten an Übungen, Methoden, und Ansätzen, der je nach Mensch, Problem, und Erkrankung zum Einsatz kommen kann.
Sollten Sie unsicher sein, welches Therapieverfahren für Sie das beste bzw. geeignetste ist, sprechen Sie mich gerne auf dieses Thema an. So viel sei jedoch gesagt: die Tendenz geht heutzutage immer mehr in Richtung einer integrativen Therapie – sprich, die streng getrennten Verfahren verschmelzen zunehmend ineinander und bedienen sich gegenseitig aller Methoden, die wissenschaftlich belegt und wirksam sind.